Traditionshaus

Seit 100 Jahren verkauft Piano Schmitz Klaviere und Flügel

Ein WAZ Artikel vom 12.04.2018 von Vera Eckardt

Image Geschäftsführung Piano Schmitz

Sie sind in die Fußstapfen des Vaters getreten und führen das Unternehmen erfolgreich weiter: Jan Cornelius (l.) und Arndt-Christian Schmitz (Mitte) mit Vater Heinz-Dieter Schmitz repräsentieren die fünfte Generation.

Piano Schmitz gibt es seit 100 Jahren in Essen

Mittlerweile hat die fünfte Generation das Geschäft an der Hindenburgstraße übernommen.

Die Welt von Heinz-Dieter Schmitz und seinen Söhnen ist Schwarz und Weiß: Dicht an dicht stehen glänzende Klaviere, elegante Flügel und moderne E-Pianos in den großzügigen Räumlichkeiten des Familienunternehmens Piano Schmitz an der Hindenburgstraße. Selbst völlig unmusikalische Menschen wünschen sich bei diesem Anblick, sie könnten sich nonchalant an eines der Klaviere setzen und ganz leicht-händig eine Etude von Chopin oder einen Swing-Klassiker zum Besten geben. So wie der Mann am Klavier, der unvergessene Paul Kuhn.

„Oh ja, der hat öfter auf einem unserer Flügel gespielt“, sagt Heinz-Dieter Schmitz, klappt sein Album auf und zeigt ein Foto von Paul Kuhn und dessen Freund Berthold Beitz.

Image Paul Kuhn und Berthold Beitz

Viele Prominente spielten auf einem Schmitz-Flügel: Wie Paul Kuhn, der seinem Freund Berthold Beitz zum 80. Geburtstag ein Ständchen bringt. Foto: Socrates Tassos (Repro)

Seit fünf Generationen im Geschäft

Das ist nur eines von vielen Erinnerungsstücken an prominente Pianisten, die die Familie Schmitz im Laufe der Jahrzehnte gesammelt hat. Denn Piano Schmitz verkauft und vermietet bereits seit fünf Generationen Klaviere und Flügel. Sie tun das äußerst erfolgreich. Anders ist nicht zu erklären, dass das Unternehmen bereits seit 100 Jahren besteht.

Angefangen hat alles mit Bernhard Schmitz, dem Urgroßvater von Heinz-Dieter Schmitz. Der war zwar nicht der Gründer des Unternehmens, aber als Klavierbauer und Tischler hat er seinem Sohn Heinrich Schmitz die Liebe zu den 88 Tasten sozusagen in die Wiege gelegt. „Am 1. Mai 1918 hat dann mein Großvater im Beiseweg sein Piano Geschäft gegründet“, erzählt der 76-Jährige. Und wie es bei den Schmitz Tradition war und ist, hat Urgroßvater Bernhard bis sieben Jahre vor seinem Tod (er starb 1949) beim Sohn mitgearbeitet.

Genauso wie dessen Enkel Bernhard, der nach seiner Klavierbauerausbildung 1931 in den väterlichen Betrieb einstieg. Bis 1939 arbeiteten drei Generationen unter einem Dach. Und zwar sehr harmonisch, wie Heinz-Dieter Schmitz beteuert. Dann kam der Krieg. Bernhard Schmitz, der Vater des jetzigen Senior-Chefs, wurde eingezogen und geriet in russische Kriegsgefangenschaft.

Bombe zerstörte das Pianogeschäft im Weltkrieg

Und eine Bombe zerstörte das Pianogeschäft, das quasi in der Einflugschneise zur Kruppschen Waffenschmiede lag. „Mein Großvater konnte lediglich ein einziges Klavier aus den Flammen retten.“ Doch das genügte für den Neuanfang. Als Bernhard Schmitz dann auch noch 1948 wohlbehalten wiederkam, ging es stetig bergauf. Gemeinsam legten Vater und Großvater den Grundstock des heutigen Unternehmens. In das trat Heinz-Dieter Schmitz 1966 nach erfolgreicher Klavierbauerlehre ein.

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Am 1. Mai 1918 gründete Heinrich Schmitz sein Pianogeschäft im Beiseweg. Das Haus wurde im Zweiten Weltkrieg vollständig bei einem Bombenangriff zerstört. Lediglich ein Klavier konnte Heinrich Schmitz aus den Flammen retten. Foto: ANDRE HIRTZ (Repro)

Heute sind über 300 vermietete Klaviere und Flügel im Besitz der Familie. Dazu stehen rund 100 klassische Instrumente plus 200 E-Pianos in den Verkaufsräumen. „Nicht zu vergessen die rund 70 Klaviere, die im Keller lagern“, erzählt Arndt-Christian Schmitz. Der 43-jährige Klavierbauer repräsentiert gemeinsam mit seinem Bruder Jan Cornelius (41), einem diplomierten Kaufmann, die heutige Generation.

Wie ihre Vorgänger übernahmen auch sie das Unternehmen nicht aus Pflichtgefühl, sondern freiwillig und gerne. „Ich habe mich bei der Berufswahl zurückgehalten. Ansonsten würde das auch gar nicht funktionieren“, bestätigt Heinz-Dieter Schmitz, der mit 65 Jahren ins zweite Glied zurücktrat und seinen Söhnen das Geschäft überließ. Sie haben Piano Schmitz für die Zukunft aufgestellt, haben den Onlinehandel aufgebaut und benutzen die sozialen Medien wie Facebook, um die Kunden von heute und morgen zu binden.

Ein Flügel für 120 000 Euro

Die kommen nicht nur aus Essen, sondern aus aller Herren Länder zu Piano Schmitz, fliegen aus China, Beirut oder Japan ein, um ein Liebhaberstück wie zum Beispiel einen gebrauchten Steinway-Flügel zu ergattern. „Die echten Profi-Pianisten kommen immer persönlich vorbei, um sich ihr Piano auszusuchen“, sagt Arndt-Christian Schmitz. Denn so hochwertig und teuer ein Instrument auch sein mag, den individuellen Klang formen immer die Menschen. „Da ist auch ganz viel Psychologie im Spiel“, weiß Heinz-Dieter Schmitz.

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Vier Generationen Piano Schmitz: Heinz-Dieter Schmitz als Kleinkind mit Urgroßvater Bernhard (l.), Vater Bernhard (M) und Großvater Heinrich (r.). Foto: ANDRE HIRTZ (Repro)

Das teuerste Instrument, das Piano Schmitz derzeit anbietet, ist ein Flügel für 120000 Euro. Doch das für Heinz-Dieter Schmitz wertvollste Instrument steht bei ihm Zuhause: Das ist sein Meisterstück, das er eigenhändig aus Holz gebaut hat.